Day 13 – Wieso darf die Nase ihr Horn nicht behalten?

Wohl kaum jemand von uns hat einmal versucht, durch Fingernägelkauen sich selbst zu heilen, oder? Ein Nashorn besteht im Grundsatz aus dem gleichen Material wie unsere Nägel. Und trotzdem hält sich dieser Glauben an eine heilende Kraft hartnäckig in asiatischen Ländern. Doch was treibt Menschen an, diese blutigen Job auszuführen? Weltweit gibt es mehr Wilderer als Nashörner. Hinter dem Drogen- und Menschenhandel ist der illegale Handel mit Elfenbein, Nashörnern und anderen tierischen Produkten der grösste illegale Wirtschaftszweig.

Devon, einer unserer Guides, informierte uns über das hiesige Problem der organisierten Wilderei. Die traditionelle Wilderei zur Nahrungsbeschaffung ist wohl auch existent, aber schliesst eine ganze Bandbreite von Buschtieren ein und ist weniger bedeutend.
In Südafrika werden in erster Linie Nashörner gewildert, wo 80 % aller afrikanischen Nashörner leben. Elefanten sind hier etwas weniger gefährdet. Seit einigen Jahren werden aber auch vermehrt das Pangolin wegen seiner Schuppenpanzerung gejagt.
Einige harte Fakten:

  • Südafrika hat weltweit die höchste Arbeitslosenrate: bis zu 38% sind ohne regelmässiges Einkommen.
  • Die offene Grenze zu Mosambik und ein fehlendes Auslieferungsabkommen machen dort faktisch die Wilderei straffrei.
  • Der Verkaufswert der Hörner, rsp. Stosszähne und Schuppen: Ein Kilo Nashorn hat einen Wert von 65’000 $, ein Kilo Elfenbein rund 2’100 $. In China und Vietnam ist dieses Material damit wertvoller als Gold!
  • Die hohe Nachfrage im asiatischen Markt für traditionelle Medizin – den Hörnern wird eine aphrodisierende und heilende Wirkung zugeschrieben – , für rituelle Zwecke oder als Statussymbol.
  • Der wachsende Einfluss der chinesischen Wirtschaft in Afrika.
  • Steigender Tourismus und Souvenirartikel aus Schuppen des Pangolins.

Nachdem seit 2007 die Nashornwilderei um bis zu 9’000% zugenommen hatte, ist seit 2018 ein deutlicher Rückgang erkennbar. Das ist ein kleiner Lichtblick und zeigt, dass die Bestrebungen, den Wilderern ihr Handwerk zu erschweren, sich auszahlen.

Reservats übergreifend sind «Anti-Poaching-Units» unterwegs und riskieren im Kampf gegen die Wilderer ihr Leben. Die gut ausgebildeten Schutzeinheiten, die oftmals sogar aus ehemaligen Wilderern bestehen, haben einerseits eine abschreckende Wirkung und erzielen andererseits auch grosse Erfolge in der Verfolgung und Verhaftung der Täter.

Eine weitere, aber extreme Massnahme ist die bewusste Enthornung der Tiere. Diese Praxis muss von Zeit zu Zeit wiederholt werden, weil das Horn nachwächst. Die Tiere verlieren dabei auch eine natürliche Verteidigungswaffe, die ihnen bes. im Rivalen Kampf dann fehlt.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Hörner mittels einer Farbe, resp. einer chemischen Substanz für die Wilderer unbrauchbar zu machen.

Im Kampf gegen die Wilderer werden vermehrt auch High-Tech-Massnahmen eingesetzt. Mittels Drohnenüberwachung können grössere Gebiete kontrolliert werden, ohne die Tiere in ihrem natürlichen Verhalten zu stören. Seit einiger Zeit werden auch Microchips in die Hörner eingepflanzt, mit denen ggf. die Wilderer getrackt werden könnten.
Zur Zeit arbeitet man daran, Nashorn mittels 3D-Drucker herzustellen, um damit den Markt zu überfluten und den Preis in den Keller zu treiben.
Als letzte Massnahme werden vereinzelt Nashörner auch in sicherere Reservatsgebiete umgesiedelt, was aber für die Tiere mit grossem Stress verbunden ist. Dies musste z.B. mit einigen Tieren aus «Buffalo Land» gemacht werden.

Seit 2018 ist die Einfuhr von Elfenbein und Nashorn in China offiziell verboten. Ob dadurch der Handel auch eingeschränkt wird, bleibt abzuwarten.
Die Aufklärungsarbeit in der lokalen Bevölkerung ist verständlicherweise sehr schwierig, wenn man sich die wirtschaftliche Not vor Augen hält. Selbst eine verschärfte Gesetzgebung hält Menschen nicht von diesem illegalen, aber sehr rentablen Geschäft ab. Ein Wilderer erhält bis zu 3’000 €, was einem Vermögen gleichkommt.

Eine Idee, die aber in vielen Ländern eine Gesetzesänderung verlangt, wäre die offizielle Nashornzucht. Etwas fragwürdig, weil wie gesagt: Ein Nashorn besteht aus nichts Anderem als aus Kreatin – der gleichen Substanz wie in unseren Nägeln und Haaren und hat keine heilende Wirkung. Dieses Bewusstsein muss in die Köpfe der Abnehmer!

Erfreuliche Nachrichten! Nach Recherchen von WWF Schweiz ist eine Trendwende erkennbar: Die Zahl der gewilderten Nashörner nahm in den letzten Jahren stetig ab. Hoffen wir, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt und die – abergläubischen – Menschen tatsächlich vernünftiger werden.

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